Ein Abschied, der zum Leben passt

Trauerfeiern werden zunehmend individueller - Wünsche des Verstorbenen stehen über der Tradition

Weil der Tod so individuell ist wie das Leben, können Motorradfans in Sarg oder Urne bei Bestatter Wolfgang Frisch ihre letzte Reise mit einer umgebauten Harley Davidson antreten. Foto: dpa

Der gesellschaftliche Wandel beeinflusst zunehmend auch unsere Trauerkultur. Dies gilt nicht nur für die unterschiedlichen Formen der Bestattung, sondern auch für das Abschiednehmen.

Bestes Beispiel dafür sind Trauerfeiern. Gingen diese bis vor ein paar Jahren nahezu ausschließlich kirchlich geprägt über die Bühne, entscheiden sich heute immer mehr Hinterbliebene für eine freie Feier mit individuellen Inhalten, die dem Verstorbenen und dessen Persönlichkeit gerecht wird.

Letzte Würdigung So nehmen Angehörige auch immer öfter die Gestaltung der Trauerfeier selbst in die Hand, statt die dem Bestatter zu überlassen. Dies kann zwar eine schwere Aufgabe sein, doch das bewusste Verabschieden eines Menschen im Familien- und Freundeskreis ist die letzte Möglichkeit, den Verstorbenen und dessen Leben ein letztes Mal zu würdigen.

Dabei geht es Hinterbliebenen darum, die Trauerfeier so zu gestalten, wie es dem Verstorbenen gefallen hätte - und nicht wie es die Tradition besagt. Sie wünschen sich einen Abschied, der zum Leben passt, und kombinieren deshalb zunehmend religiöse und weltliche, klassische und moderne Trauerrituale. Denn nicht nur die Trauerfeier an sich, auch Rituale können den Angehörigen dabei helfen, Abschied zu nehmen, den Tod eines geliebten Menschen zu akzeptieren und zu verarbeiten. Das beginnt schon bei der Trauerrede, die allzu oft aus einer Aneinanderreihung von Daten besteht, die einem Lebenslauf ähneln. Je persönlicher die Rede ist, desto mehr wird sie dem Verstorbenen gerecht. Dies gelingt dann am besten, wenn jemand damit beauftragt wird, der den Verstorbenen zu Lebzeiten gut kannte. War der etwa ein humorvoller Mensch, dürfen in den Nachruf auch gerne Anekdoten und Geschichtchen eingearbeitet werden, die für ihn typisch gewesen sind und ihn gut charakterisieren.

Gut ist es, dessen Wünsche zu kennen und zu respektieren. Wollte der Verstorbene zu Lebzeiten nie, dass die Menschen bei seiner Verabschiedung schwarz gekleidet erscheinen, dann sollte das im - Vorfeld auch klar kommuniziert werden.

Rituale helfen Und weil der Abschied so gestaltet werden sollte, dass er zum Leben des Entschlafenen passt, wird auch die Musikauswahl bei Trauerfeiern zunehmend individueller. Natürlich ist es schön, wenn es jemanden gibt, der live Gitarre spielt oder singt. Bei einer modernen Trauerfeier darf die Musik aber gerne auch aus der Konserve kommen. Warum auch sollte man jemanden mit einem Kirchenlied traktieren, der im Leben auf AC/DC stand? Über seine Lieblingsmusik zum Abschied würde er sich sicher mehr freuen. Und genau darum geht es bei der Trauerfeier.

Und um Rituale, die auch den Hinterbliebenen dabei helfen, mit der ungewohnten Situation besser fertig zu werden und das Erlebte zu verarbeiten. Hilft ihnen ein gemeinsam gebetetes „Vater unser“, obwohl der Verstorbene kein gläubiger Mensch war, sollte auch dieses Bestandtteil der Trauerfeier sein.

Abschiednehmen und Erinnern: Das sind die beiden zentralen Themen, um die es bei einer würdigen Feier geht. Und dafür sollte man sich das aussuchen, was am besten passt. Beispiele dafür gibt es viele. Wer etwa ganz persönlich an das Leben des Verstorbenen erinnern, ihn noch ein letztes Mal in den Mittelpunkt stellen will, der kann das etwa mit einer Bilderwand tun, die in der Aussegnungshalle aufgestellt wird. Darauf kann der geliebte Mensch in unterschiedlichen Phasen seines Lebens und in all seinen Facetten gezeigt werden. Auch Gegenstände, die dem Verstorbene besonders am Herzen lagen, lassen sich als Deko für die Trauerfeier verwenden.

Wer in der Zeit nach der Bestattung gerne ein paar persönliche Worte statt bloßer Namen lesen möchte, der kann statt eines gewöhnlichen Kondolenzbuches beispielsweise ein großes Album auflegen, in das die Trauergäste einen letzten Gruß schreiben können, oder das, was sie gerade bewegt. Wem es bei seiner Trauerbewältigung hilft, der kann unter den Trauergästen auch Luftballons verteilen, die mit einem letzten Gruß versehen und diese am Grab in den Himmel steigen lassen.

Schöne Gesten Trauerkerzen stehen für Licht und Wärme, das sowohl dem Verstorbenen als auch den Angehörigen mit auf den Weg gegeben wird. Eine schöne Geste ist es, wenn auch die Trauergäste mit einbezogen werden, indem jeder ein Teelicht um die Urne oder den Sarg platziert.

Die Trauergäste können auch darum gebeten werden, je eine Schnittblume mitzubringen, die sie als letzten Gruß mit ins Grab geben. Oder-umgekehrt - jeder Trauergast erhält ein Tütchen mit Blumensamen, das er später an einem Ort seiner Wahl aussäen kann - und sich so immer an den Verstorbenen erinnert. Von unserer Redakteurin Ulrike Kübelwirth


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Schon zu Lebzeiten sollte man sich mit dem eigenen Ende beschäftigen und folgende Fragen für sich klären: Wie kann ich mein Erbe absichern und für meine Bestattung vorsorgen? Woran habe ich als Erbe zu denken? Was sind meine Pflichten und Rechte als Hinterbliebener? Antworten auf diese und alle weiteren Fragen rund ums Erbe gibt der „Ratgeber Todesfall und Nachlass - Vorsorgen für Erbschaft und Bestattung".

Die Autoren, Aeternitas-Rechtsreferent Torsten Schmitt und Jurist Dr. Falko Ritter, vermitteln die notwendige Übersicht in rechtlichen und organisatorischen Fragen. Sie wenden sich sowohl an Menschen, die sich zu Lebzeiten mit Erbe, Vorsorge und Trauerfall befassen, als auch an diejenigen, die sich als Hinterbliebene nach einem Todesfall mit diesen Themen auseinandersetzen müssen.

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