Powerfrau am Bau und im Netz

Die Maurermeisterin Julia Schäfer präsentiert sich erfolgreich auf Instagram und Tiktok

Julia Schäfer (28) ist Maurermeisterin im elterlichen Betrieb in Kraichtal und wirbt auf social media für ihren Beruf - auch bei Mädchen.

Julia Schäfer liebt ihren Beruf Schon als Kind hat sie ihren Vater auf die Baustelle begleitet. Heute ist das Energiebündel Führungskraft und möchte seinen Arbeitsalltag mit keinem Bürojob tauschen. Das elterliche Unternehmen in Kraichtal, in das sie vor ein paar Jahren eingestiegen ist, baut vor allem Wohnhäuser, Gewerbehallen und öffentliche Gebäude. Täglich ist die Maurermeisterin dabei - beim Einschalen, Bewehren und Betonieren, beim Vermessen, Mauern oder Herstellen von Wandputzen und Estrichen.

Muskelkraft braucht sie dafür kaum, schließlich gibt's für die meisten Arbeiten auf der Baustelle Baugeräte und -maschinen. Auch digitale Techniken werden in der Baupraxis immer wichtiger. „Ich finde meinen Beruf echt toll. Einfach weil man erleben kann, wie aus dem Nichts in wenigen Monaten ein komplettes Bauwerk entsteht - auch dank meiner Arbeit. Das ist der Wahnsinn“, erklärt die 28-Jährige.

Follower Mit der gleichen Leidenschaft powert Julia Schäfer seit gut einem Jahr auch bei Instagram und Tiktok. Vor allem junge Nutzer begeistert sie: Mehr als 300000 Follower lesen unter @tschulique regelmäßig ihre Posts nnd ums Bauen. „Ich will einfach zeigen, wie die Arbeit am Bau konkret abläuft und dass es unglaublich spannende Aufgaben gibt“, erklärt Julia. Von ihrer Community bekommt sie unzählige positive Rückmeldungen. Wann immer möglich, nimmt sie sich Zeit, um auf Fragen und auch kritische Kommentare zu antworten. "Ein Vorbild für junge Frauen? Ja, das bin ich vielleicht. Gerade für technikaffine Mädchen ist es wichtig zu sehen, dass auch wir Frauen am Bau erfolgreich sind."

Angesport durch das positive Feedback will Julia Schäfer ihre Social-MediaAktivitäten noch weiter ausbauen, demnächst auch auf Youtube. „Ich bin mit Herzblut Maurerin und möchte meine Leidenschaft anderen jungen Menschen vermitteln. Es wäre außerdem super, wenn sich mehr Mädchen für die Bauberufe begeistern. Bauen ist Zukunft, und die gestalten nicht nur Männer."

Obwohl Julia Schäfer in einem Familienunternehmen aufgewachsen ist, war ihr beruflicher Weg alles andere als vorgezeichnet. Nach einem mit "Sehr gut" bestandenen Hauptschulabschluss machte sie an einer Berufsfachschule mit wirtschaftlichem Schwerpunkt ihre Mittlere Reife und legte schließlich das Wirtschaftsabitur ab. „Eigentlich wollte ich danach Bauingenieurin werden. Aber meiner Mutter meinte, ich soll erstmal eine Büroausbildung abschließen. Doch den ganzen Tag Schreibtischarbeit, das war nicht mein Ding“, erzählt Julia. „Ich hab' dann nebenher viel draußen auf unseren Baustellen gejobbt. Und schnell war mir klar: Ich will Maurerin werden." Also folgte eine Maurer-Ausbildung im elterlichen Betrieb, danach der Gesellenabschluss und der Meisterbrief.

Akzeptanz Dass sie als Frau in einem Männerberuf tätig ist, bereitet Julia Schäfer keine Probleme. Wichtig sei, dass man mit dem nötigen Selbstbewusstsein auftritt. "Sobald die Kollegen sehen, was man draufhat und dass man an sich glaubt, wird man schnell als gleichberechtigt akzeptiert“, so ihre Erfahrung. „Das gilt aber genauso für Männer. Auch die müssen sich behaupten.“ Ihre Selbstsicherheit hat die junge Maurermeisterin vor allem durch ihre Ausbildung gewonnen: „Wenn man merkt, dass man sein Handwerk beherrscht, macht einen das richtig stark." Mehr junge Frauen für Bauberufe gewinnen - das könnte aus Julias Sicht helfen, dem Fachkräftemangel in der Branche entgegenzuwirken. Dazu müssten sich aber auch die Bauunternehmen von alten Rollenbildern lösen: "Die Betriebe sollten verstärkt Mädchen eine Chance für ein Praktikum geben. Außerdem hat der Bau echt was zu bieten: supermoderne Baumaschinen, Digitalisierung, Aufstiegschancen, gute Verdienstmöglichkeiten und krisenfeste Arbeitsplätze." red


Eine bessere Wirtschaft

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Das Weltwirtschaftsforum in Davos fand schon zum zweiten Mal pandemiebedingt nicht im Januar statt. Doch die Zeit hat Gründer und Organisator Klaus Schwab genutzt, um sein neues Buch fertigzustellen: "Stakeholder Kapitalismus“ stellt sein Wirtschaftsmodell vor, wonach sich Untemehmen nicht nur nach Rendite und Bedienung der Anteilseigner richten sollen, sondern auch ihren Beitrag zu Gesellschaft, Umwelt und Entwicklung berücksichtigen müssen.

Klaus Schwab erweist sich mit diesem Buch als ein vehementer Kämpfer für eine andere Art des Wirtschaftens - und weiß inzwischen nicht nur Umweltaktivisten hinter sich, sondern auch eine erkleckliche Anzahl von großen Konzernen. Das Werk liest sich eingängig und ist logisch gegliedert - und einzig im Abschnitt über die Corona-Bekämpfung in Neuseeland ist es nicht mehr ganz aktuell. fra

Klaus Schwab: Stakeholder Kapitalismus

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