Damit nicht mehr so viel im Müll landet

Zwei Studien der DHBW Heilbronn zu den Themen Lebensmittelverschwendung und Kaufverhalten

Illustration: VectorMine/stock.adobe.com 

Rund zwölf Millionen Tonnen Lebensmittel landen deutschlandweit pro Jahr in der Mülltonne. Der Löwenanteil geht auf die Privathaushalte zurück, der Handelist für vier Prozent verantwortlich - das sind 490000 Tonnen zuviel. Der neue Band der Handelsmanagement-Schriftenreihe der DHBW Heilbronn von Professorin Beate Scheubrein und Maren Ann-Kathrin Jakob "Food Waste im Handel" beleuchtet das Thema aus mehreren Perspektiven.

Bei den Retail Innovation Days 2020 an der DHBW Heilbronn diskutierten Vertreter aus Handel, Politik und Verbänden Möglichkeiten und Grenzen zur Vermeidung von sogenanntem Food Waste. Ihre Beiträge ergänzen die wissenschaftlich Perspektive um fachpraktische Ansätze.

„Lebensmittelverschwendung spielt eine bedeutsame Rolle in unseren Studiengängen Handel und Food Management“, sagt Autorin Beate Scheubrein, Studiendekanin BWL-Handel. 2018 wurde vom baden-württembergischen Landwirtschaftsministerium mit Heilbronner Studiengängen ein Projekt gegen Lebensmittelverschwendung initiert. So soll dem Nachwuchs verdeutlicht werden, welche Relevanz die Reduzierung von Lebensmittelabfällen hat. „Denn unsere Studierenden werden später zu wichtigen Multiplikatoren in der Branche."

Das Gros des Food Waste mit 6,14 Miltionen Tonnen und damit 52 Prozent geht auf die privaten Haushalte zurück. Dahinter folgen die Lebensmittelverarbeitung (18 Prozent) und der Außerhausverzehr mit 14 Prozent. Bei der Produktion fallen zwölf Prozent der Lebensmittelverluste an, der Handel verantwortet lediglich vier Prozent. Denn betriebswirtschaftlich ist jeder Händler daran interessiert, Verluste zu minimieren. Aber: "Als Schnittstelle zwischen Erzeugern und Verbrauchern ist der Handel in der besten Position, seine Kunden über das Thema aufzuklären“, so das Fazit von Autorin Maren Ann-Kathrin Jakob, „und darüber hinaus liegen auch Verpackungsgrößen, Haltbarkeitsangaben und Sonderangebote teilweise im Einflussbereich der Händler."

Weitere Untersuchung Eine weitere neue Studie von den beiden DHBW-Professoren Carsten Kortum und Stephan Rüschen zusammen mit der DHBW-Absolventin Nele Berg untersucht unter dem Titel Attitude-Behavior-Gap im LEH“ das Verhältnis zwischen der Absicht und dem tatsächlichen Kaufverhalten in Sachen Nachhaltigkeit. Sie umfasst eine repräsentative Online-Umfrage bei 3017 Konsumenten anhand von 13 Kauf kriterien sowie die Befragung von 14 Experten von Handel, Herstellern und Dienstleistern. Auf Basis der Ergebnisse werden zehn Handlungsempfehlungen für den Lebensmitteleinzelhandel formuliert:

1. Nachhaltigkeit muss in Unternehmen eine Grundhaltung sein.

2. Die Branche benötigt ein einheitliches Verständnis und eine einheitliche Definition von Klimaneutralität.

3. Es wird ein branchenübergreifender und umfassender Nachhaltigkeits-Score für alle Produkte benötigt.

4. Round-Table Initiativen von Händlern und Herstellern zur Gestaltung des Transformationsprozesses müssen etabliert werden.

5. Preise müssen alle Kosten im Sinne eines True Cost-Ansatzes enthalten.

6. Der Handel muss mit seiner Marktmacht bei Herstellern Nachhaltigkeit vor Konditionen priorisieren.

7. Information, Aufklärung und Ehrlichkeit sollten in der Kommunikation Priorität haben, um die Wertschätzung von Le bensmitteln bei Kunden zu steigern.

8. In der Sortimentspolitik muss durch Neueinlistungen von Marken und auch Eigenmarken ein Angebot nachhaltiger Artikel geschaffen werden. Nicht nachhaltige Produkte sollten branchenweit ausgelistet werden.

9. Nachhaltige Produkte müssen im Laden einfach zu finden sein.

10. Verpackungen müssen an die tatsächlichen Bedarfsmengen angepasst werden. Die Ökobilanz und Recyclingfahigkeit der Verpackungen muss für die Kunden transparent sein. red

Food Waste - Wertschätzung von Lebensmitteln im Handel

Beate Scheubrein, Maren Ann-Kathrin Jakob, 80 Seiten, 18 Euro


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Dreifach ausgezeichnet

Denis Neferovskij, Jochen Wojtas und Anja Urban (v. I.) mit den Urkunden des German Design Awards. Foto: privat

Über gleich drei Auszeichnungen beim German Design Award 2022 freuten sich die Kreativen der Crailsheimer Kommunikationsagentur Querformat. Alle drei Preise errangen sie in der Kategorie Web und setzten sich damit in einem Feld von 393 Teilnehmer durch. Sie überzeugten die Jury mit Webseiten für die Stadtwerke Crailsheim sowie die beiden Schwabisch Haller Unternehmen SherpaX und Stego Connect.

Die für Sherpa X kreierte Seite punktete mit der Idee, die Welt der Sherpas als Metapher für das Aufspüren neuer Lösungswege zu nutzen. Hier ging es darum, Hilfe für den Vertrieb von Dienstleistungsund Softwareangeboten zu geben. Um eine neue Dienstleistung ging es beim Spezialisten für Schaltschrankautomatisierung Stego Elektrotechnik. Dieser will das „Industrial Internet of Things" für kleine und mittlere Firmen erschließen. Um das Thema verständlich rüberzubringen, schuf Querformat ein virtuelles 3D-Team, das den abstrakten Aspekten ein Gesicht gibt. Eine Social Media-Kampagne be gleitete die Markteinführung. red