Allgemeine Krise trifft Winzer hart

Deutsche kaufen weniger Wein – WG-Umsatz bricht um über 15 Prozent ein

Der Absatz der Württemberger Weingärtnergenossenschaften mit eigener Kellerwirtschaft und eigenem Vertrieb ist im ersten Halbjahr 2023 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,9 Millionen auf 26,2 Millionen Liter Wein und Sekt (minus 15,7 Prozent) gesunken. Dies lag insbesondere an der sich weiter verschärfenden Kaufzurückhaltung im Lebensmitteleinzelhandel.

Laut Roman Glaser vom Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband (BWVG) haben sich „die hohe Inflation und Unsicherheiten bei den Energiekosten haben unmittelbar auf das Einkaufsverhalten ausgewirkt“. Die Verbraucher agierten „sehr preisbewusst“. So sank der Umsatz mit WG-Weinen im ersten Halbjahr 2023 um 9,8 Millionen Euro auf 83,1 Millionen Euro (minus 10,6 Prozent). Im Gesamtjahr 2022 hatten die württembergischen Weingärtnergenossenschaften 65,2 Millionen Liter Wein und Sekt verkauft, und damit etwa soviel wie im Vorjahr. Der Umsatz sank um 4,4 Millionen Euro (minus 2,2 Prozent) auf 201,8 Millionen Euro.

Die verhaltene Verbraucherstimmung bestätigt auch die WZG. „Im Lebensmitteleinzelhandel ist weiter eine starke Kaufzurückhaltung zu spüren“, betont Uwe Kämpfer, Vorstand Marketing und Vertrieb der WZG. So setzten sich im ersten Halbjahr 2023 gemäß des„Nielsen IQ Homescan Panels“ die Rückgänge bei den Weinkäufen fort: Von Januar bis Juni wurden in Deutschland laut Marktforschung fünf Prozent weniger Wein gekauft als im Vorjahreszeitraum, bei deutschen Weinen betrug der Rückgang sogar 11,5 Prozent. Der Umsatz reduzierte sich im ersten Halbjahr um 0,9 Prozent für Wein gesamt beziehungsweise um 5 Prozent für deutschen Wein.

„Wie im Vorjahr ist die Ursache für den deutlichen, mengenmäßigen Rückgang vor allem die gesunkene Käuferreichweite“, erklärt Kämpfer. Die Anzahl Wein kaufender Haushalte sank in den ersten sechs Monaten 2023 auf 44,8 Prozent deutlich gegenüber 47,1 Prozent im Vorjahreszeitraum, ein Trend der sich im zweiten Quartal nicht nur fortsetzt, sondern mit minus 7,4 Prozent gegenüber Vorjahresquartal dem noch verstärkt. „Einziger Lichtblick ist die relativ stabile Konsumintensität, also die Menge, die die verbleibenden Weintrinker konsumieren“, so Kämpfer.

Im Gegensatz zum Gesamtmarkt konnte ausländischer Wein mit 0,3 Prozent in der Menge und drei Prozent im Umsatz leicht zulegen. Großer Gewinner ist Spanien mit einem Plus von 15,9 Prozent in der Menge und 12,4 Prozent im Wert. Klarer Verlierer ist mit einem Minus von rund 15 Prozent die neue Weinwelt, also diverse Übersee-Länder.              kra