Trauern und natürlich erinnern

Aktuelles Motto will allen Generationen Schönheit der Begräbnisstätten näherbringen

Friedhöfe sind auch ein Platz der Schönheit. In vielen Städten übernehmen die stark begrünten Anlagen die Aufgabe von Parks. Foto: dpa

In Deutschland findet der Tag des Friedhofs am Sonntag, 20. September, statt. Er ist aber keinesfalls ein Grund zur Trauer. Mit dem Aktionstag machen Friedhofsgärtner und andere auf Friedhöfen Beschäftigte auf die gesellschaftliche Bedeutung des Friedhofs sowie auf die Formen moderner Trauerkultur aufmerksam. Aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Abstandsregelungen werden die Veranstaltungen in diesem Jahr allerdings nicht wie gewohnt stattfinden. In welcher Form diese durchgeführt werden können, liegt an den Veranstaltern und den örtlichen Bestimmungen.Viele Projekte Alle zwei Jahre wird dieser Event unter ein anderes Motto gestellt. Für 2020/21 lautet es „Natürlich erinnern“. Friedhöfe sind vor allem bekannt als Orte der Stille und Erinnerung, aber auf ihnen finden auch Begegnungen und Gespräche statt.

Dort wird oftmals neu Mut gefasst und Hoffnung geschöpft und ja, mitunter auch gelacht und sich an Schönes erinnert. Auf vielen Friedhöfen finden auch Veranstaltungen statt oder sie werden als außerschulische Lernorte von Schülerinnen und Schülern erkundet. Friedhöfe haben einen unschätzbaren Wert für Tiere, Pflanzen und Menschen. Der Tag des Friedhofs soll genau auf diese Vielfältigkeit hinweisen. Dazu finden unter dem neuen Motto Projekte statt, die sich mit Bestattung, Tod und Trauer befassen. Andererseits werden fröhliche Kinderaktionen, Konzerte und Lesungen durchgeführt, denn es soll deutlich werden, dass ein Friedhof immer aufgesucht werden kann, wenn man sich vom stressigen Alltag erholen, eine ruhige Mittagspause verbringen oder einfach die Schönheit und die Ruhe des Ortes genießen möchte. Das Ziel des aktuellen Mottos ist, dass ältere Generationen und auch deren Kinder und Enkelkinder den Friedhof als schöne Begräbnis- und Erinnerungsstätte kennenlernen, wahrnehmen und besuchen.

Erstmals stattgefunden hat der Aktionstag im Jahr 2001. Ins Leben gerufen wurde er durch den Bund deutscher Friedhofsgärtner (BdF), zusammen mit deutschlandweit tätigen Steinmetzen, Bestattern und Floristen sowie diversen Städten, Kommunen, Religionsgemeinschaften und Vereinen. Die Veranstaltung eignet sich ideal für einen Friedhofsbesuch. Dabei ist es nicht notwendig, das Grab eines verstorbenen Menschen zu besuchen. Denn der Friedhof ist weit mehr als ein Ort, an dem Verstorbene bestattet werden: Er eignet sich beispielsweise sehr gut, um selbst zur Ruhe zu kommen und zu entschleunigen.

Endemachtallegleich
Friedhöfe zeigen, dass alle Menschen am Ende wieder gleich sind und machen bewusst, dass sich mancher Stress vielleicht gar nicht lohnt. Friedhöfe laden somit auch zum Nachdenken und Philosophieren über das Leben ein. Wer geliebte Menschen verloren hat, kann diese natürlich auch am Tag des Friedhofs an ihrem Grab besuchen. Gräber der Verstorbenen können so zum Beispiel zu Ehren der Aktion verschönert werden, etwa mit Kerzen oder Blumen. Sofern vorhanden und unerwünscht, kann auch das Unkraut entfernt werden. Generell ist die Bevölkerung aber dazu angehalten, sich mit dem Thema Friedhof auseinanderzusetzen.

Heiliger Ort
In vielen Religionen ist dieser ein heiliger Ort. Diese Bedeutung des Friedhofs hat eine Vielzahl an Tabus, moralischer Pflichten und Gesetzen hervorgebracht. Allerdings übernehmen die Plätze für letzte Ruhestätten aber nicht nur am Tag des Friedhofs auch andere Aufgaben: Sie dienen der öffentlichen Hygiene, da die Beerdigung an dafür festgelegten Orten der Ausbreitung von Seuchen und der Belastung des Grundwassers vorbeugt. Einige Friedhöfe stehen unter Denkmalschutz und stellen touristische Attraktionen dar – etwa dann, wenn auf ihnen berühmte Persönlichkeiten beerdigt wurden.

Städtische, begrünte Friedhöfe übernehmen neben Parkanlagen wichtige klimatische und ökologische Funktionen. Im schottischen Edinburgh beispielsweise werden sie als Park genutzt und ziehen vor allem bei schönem Wetter die Einheimischen an, die dort unter anderem fröhliche Picknicks veranstalten. Von einem solchen Umgang mit Friedhöfen ist Deutschland jedoch mehrheitlich noch weit entfernt. red

INFO Wissenswertes

Mehr Infos gibt es online unter: www.bund-deutscher-friedhofsgaertner.de/tag-des-friedhofs