Ein zerstrittenes Götterpaar am Athener Hofstaat, zwei junge Liebespaare, eine zauberhafte Elfenwelt und dann auch noch Handwerker mit Theaterambitionen – William Shakespeares Liebeswirrwarr-Klassiker bietet einige interessante Handlungsstränge, die der englische Dramatiker virtuos miteinander verknüpft: Mit „Ein Sommernachtstraum“ ist im Jahr 2000 das alte Haller Globe-Theater eröffnet worden. Das hölzerne Theater rund ist inzwischen Vergangenheit, seit 2019 steht auf dem Unterwöhrd mit dem Neuen Globe ein stattlicher Nachfolgebau. Und dort wird ab 23. Juni Shakespeares um 1595 entstandene und durchaus komplizierte Komödie spielen.
Und darum geht’s: Während der Vorbereitungen zu seiner Hochzeit mit Amazonenkönigin Hippolyta erfährt Herzog Theseus, dass eine andere Vermählung nicht zustande kommt: Hermia will Demetrius nicht heiraten, denn sie liebt Lysander und flieht mit ihm in den Wald – verfolgt von Demetrius und der sitzen gelassenen Helena. Der eifersüchtige Elfenkönig Oberon straft seine Feenkönigin Titania mit entsetzlicher Liebesverwirrung: Dienerkobold Puck träufelt ihr und auch gleich noch den jungen Athener Männern den Saft einer Zauberblume aufs geschlossene Augenlid.
Erwacht verlieben sie sich rasend in das nächstbeste Wesen: Titania in den Esel Zettel, Lysander und Demetrius wild in Helena. Die Liebes- und Wirklichkeitswirrungen finden in einer Komödie der panischen Verzauberung statt – komisch, abgründig und lustvoll poetisch.
Scharfer Blick
Das Neue Globe ist ein grandioser Ort, um Shakespeare zu inszenieren“, sagt Tom Gerber voll Vorfreude auf die Regie. Ob er sich noch an seine allererste Begegnung mit dem Stück erinnert? „Zuerst lernte ich es über die Musik von Mendelssohn kennen. Das war noch vor der Schauspielschule, die ich ab 1989 besuchte. In meinem zweiten Festengagement als Spieler durfte ich dann am Deutschen Theater in Göttingen den Puck spielen, in einer seinerzeit sehr angesagten Version von Beat Fäh.“
Für Gerber ist das Besondere dieses Stücks „die Schwärze der Komödie in eigentlich doch meist abenteuerlich-romantischen Situationen, in die Liebende hier geworfen werden. Die unglaublichen Fallhöhen, wenn geliebt und diese Liebe gleich wieder entzogen wird oder verfliegt.“ Und er ergänzt: „Das Stück wirkt auf mich wie eine (alp-)traumhafte Fantasie zu ,Romeo und Julia‘ und bleibt dabei leicht.“ Shakespeare habe Verliebte und Verrückte mit scharfem Blick beobachtet „und sie mit noch schärferer Feder beschrieben“.
Und wie wird der Regisseur, der auch das Bühnenbild gestaltet, den Athener Wald ins Globe-Theater holen? „Für uns heute hat der Wald nur noch wenig Mythisches, Geheimnisvolles oder Beängstigendes. Das war damals ganz sicher anders. Er soll das Gegenteil einer städtischen Sicherheit darstellen“, erklärt Tom Gerber.
Nun freut er sich auf den „Sommernachtstraum“, einem der meistgespielten Stücke überhaupt, von dem es auch ungezählte Adaptionen gibt. Die Komödie über das Ausgeliefertsein des Menschen an die Liebe sowie an ihre Irrungen und Wirrungen hat ihren zeitlosen Reiz. Für die Produktion im Neuen Globe in Schwäbisch Hall hat Gerber Wert darauf gelegt, die jungen Rollen Demetrius, Helena, Lysander und Hermia auch ganz jung zu besetzen: „Mir ist wichtig, dass man den Figuren ihre Naivität, mit der sie sich in Liebesabenteuer stürzen, wirklich glaubt.“ Bettina Lober
Information
„Ein Sommernachtstraum“
Komödie von William Shakespeare
Regie und Bühne: Tom Gerber
Mit Lukas Mundas, Isa Weiß, Jakob Spiegler, Atrin Haghdoust, Mariam Avaliani, Raika Nicolai, Anna Lisa Grebe und Julian Culemann
Premiere: 23. Juni, 20 Uhr.