Die Tragödie hinterm Schmäh

Das Kultstück "Indien" kann man in der neuen Spielstätte dem Burggraben erleben

Tragikomische Geschichte einer Dienstreise: Dan Glazer (links) und Jeff Zach. Foto: Burgfestspiele

Zwei Männer setzen sich zusammen, die aber auch nichts gemein haben, beruflich allerdings miteinander müssen. Zwei, die sich nicht mögen und doch zusammenraufen und Freunde werden, kurz bevor es zu spät ist und einer stirbt. „Das ist die Tragik des Lebens“, bringt Regisseurin Eva Hosemann den Kern von „Indien“ auf den Punkt.

Seit den 90er Jahren zum Kultstück avanciert, hat die Verfilmung mit den Autoren Alfred Dorfer und Josef Hader in den Hauptrollen das Ihrige getan. In diesem Sommer ist „Indien“ auf Jagsthausens neuer Spielstätte zu erleben: dem Burggraben. Die Idee einer weiteren Spielstätte für kleinere Formate rumort schon länger bei den Festspielen. 120 Plätze bietet der Burggraben – und Nähe zum Zuschauer. „Letztes Jahr“, sagt die künstlerische Leiterin der Burgfestspiele Hosemann, „hatte ich mit Jeff Zach und Dan Glazer zwei Wiener Schauspieler im Ensemble, die immer und gern Schmäh führen.“ Zum Verständnis: In Wien führt man Schmäh so, wie man eine Unterhaltung führt. Und spricht vom Schmähführer oder Schmähtandler, also einem, der Schmäh verkauft.

Wirtshausprüfer

Mit Jeff Zach hat Eva Hosemann vor Jahren in Köln schon einmal „Indien“ inszeniert. Die tragikomische Geschichte einer Dienstreise, erzählt vom Kleinbürger Heinz Bösel und vom biederen Streber Kurt Fellner, der pausenlos redet und beeindrucken möchte. Die zwei überprüfen im Auftrag des Fremdenverkehrsamtes in der niederösterreichischen Provinz Gasthäuser, ob die die Gewerbe- und Hygienevorgaben einhalten. Der behäbige Bösel lässt sich gerne mit Wiener Schnitzel und Wein bestechen. Fellner gibt den Intellektuellen und traktiert Bösel mit Fragen aus dem Spiel Trivial Pursuit.

Eines Abends schüttet Bösel Fellner sein Herz aus über seine gescheiterte Ehe, tags darauf bemerkt Fellner, dass seine Freundin ihn betrügt. Auf ihren Fahrten durch die Provinz entwickelt sich allmählich eine Freundschaft. Jetzt peinigen sie gemeinsam die Gastwirte. Und Fellner gelingt es, Bösel für indische Musik zu begeistern und ihn in die Lehre der Reinkarnation einzuführen. Irgendwann im Nirgendwo spürt Fellner Schmerzen im Unterleib. Die Dienstreise wird abgebrochen und Fellner ins Krankenhaus eingeliefert.

„Indien“, sagt Eva Hosemann, „steht in den Gesprächen einfach für alles, was anders und bewundernswert gelassen ist.“ Wie zum Beispiel der ätzende Satz vom altklugen Kurt Fellner: „In Indien zum Beispiel essens fast nur Reis. Die sitzen auf der Straße, essen a bissl Reis, lachen dabei. Manche verhungern... . Das muss’ irgendwie eine ganz eigene Landschaft sein.“ Claudia Ihlefeld

Information

„Indien“
Von Alfred Dorfer und Josef Hader
Regie: Eva Hosemann
Mit Dan Glazer, Jeff Zach, Frank Roder
Premiere: 4. Juni, 10 Uhr.


Goethe und die Musik

Open-Air-Konzert Württembergisches Kammerorchester Heilbronn im Burghof

Johann Wolfgang von Goethe und die Musik: Unter diesem Leitgedanken steht das Open-Air-Konzert des WKO bei den Burgfestspielen Jagsthausen. Im Zentrum des von Chefdirigent Case Scaglione geleiteten Programms steht Ludwig van Beethovens Schauspielmusik zu Goethes „Egmont“. Den Sprecherpart übernimmt Kai Maertens, der den Titelhelden in der neuen „Götz von Berlichingen“-Inszenierung gibt. Außerdem erklingen die Konzertouvertüre zum Schauspiel „Hermann und Dorothea“, ein Beispiel für Robert Schumanns späte Goethe-Begeisterung, sowie das Vorspiel zur „Götz von Berlichingen“- Oper von Karl Goldmark. Weiter gibt es Schubert-Lieder zu Goethe-Texten. Sopranistin ist Johanna Pommranz.

Franz Schuberts Goethe-Faszination lässt sich unter anderem an seinem Liedschaffen ablesen: Prominentes Beispiel ist der „Erlkönig“. Die Geschichte über Liebe und Flucht – „Hermann und Dorothea“ – ist für Schumann Ausgangspunkt für eine Konzertouvertüre melancholischen Charakters, in der er die Marseillaise zitiert: (s)eine Reaktion auf den Putsch von 1852. cid

Information

„So klingt Goethe“
25. Juni, 18 Uhr