Georg Baselitz: Ausstellung zum seinem 85. Geburtstag im Museum Würth 2 in Künzelsau

Der Maler, Grafiker und Bildhauer, der seine Motive auf den Kopf stellt, wurde durch die Drehung des Bildmotivs international bekannt

Experimentierfreude und Innovationskraft: "Two Cairn Terriers in Red Armchair", 2008, Öl auf Leinwand, rechts: "Römischer Gruß", 2004, Bronze patiniert und Ölfarbe. Foto: Ufuk Arslan

Die Drehung des Bildmotivs um 180 Grad, das auf den Kopfstellen, hat Georg Baselitz Mitte der 60er Jahre international bekannt gemacht. Was für die Öffentlichkeit eine Provokation war, war für ihn ein auf Distanzgehen zum Motiv: Der Maler, Grafiker und Bildhauer, geboren und aufgewachsen in Deutschbaselitz in Sachsen, der nach zwei Semestern Kunststudium in Ostberlin wegen „gesellschaftspolitischer Unreife" von der Hochschule flog, kennt die Kunstgeschichte, respektiert aber kein akademisches Ordnungsprinzip. Baselitz sieht die Welt, wie sie täglich neu aus ihren Ursprüngen hervorbricht.

Meister der Druckgrafik

Anlässlich seines 85. Geburtstages im Januar präsentiert das Museum Würth 2 in Künzelsau im Atrium rund 50 seiner Arbeiten. Neben bewusst grob gefertigten, kraftvollen Skulpturen und Bildern im Großformat konzentriert sich die Schau auf die Druckgrafik - darunter 18 monumentale Linolschnitte aus den Jahren 1977 bis 1979, die Baselitz in den 90er Jahren nochmals abziehen ließ und ihn als Meister ausweisen, der mit den Möglichkeiten von Holz-, Linolschnitt und Holzstich experimentiert. Früh bezeichnet sich Georg Baselitz als peintre graveur, als nach eigener malerischer Erfindung stechender oder gravierender Künstler. Die abstrakten US-Expressionisten Robert Motherwell, Jackson Pollock und Willem de Kooning, die mit Großformaten auf dem Boden arbeiten, haben ihn beeinflusst. Ein mimetischer Zauber haftet seinen monumentalen Bildern an: „Two Cairn Terriers in Red Armchair" zum Beispiel mit Hunden kopfüber auf einem Stuhl, dessen Gitterstruktur an Vincent van Goghs Stühle erinnert. Oder ein Linolschnitt wie ,,Weiblicher Rückenakt mit erhobenen Armen", aber auch die farbig gefasste Bronze „Donna Via Venezia" und der martialische Stiefel aus patinierter Bronze ,,Römischer Gruß". Der mit Kettensäge bearbeitete ,,Römische Gruß" für den deutschen Pavillon der Biennale in Venedig übrigens war im Jahr 1980 Baselitz' erste Skulptur.

Nach dem Mauerfall beschäftigt sich der Ende des Krieges und in der frühen DDR sozialisierte Künstler wieder mit deutscher Geschichte und schafft mit „Dresdner Frauen" einen malträtierten Frauenkopf, der ein handwerkliches Prinzip Baselitz' offenbart: Das pure Machen nachvollziehbar werden lassen. Raffaels Sixtinische Madonna" ist ihm Inspiration für das Ölbild "A Domestic Scene I" - eine familiäre Szene mit Hunden, umrahmt von blauen Flügeln.

Wer sich auf das Bild ,,Davos am Tage" einlässt, staunt über die Nonchalance der seitlich gekippten Tannen, denkt an eine rasante Abfahrt, vielleicht an asiatische Zeichentechniken oder die Stilistik des Tachismus, der scheinbar beiläufig Farbflecken auf die Leinwand platziert.

Ab Mitte der 2000er Jahre greift Georg Baselitz Motive seiner gescheiterten Helden in der Reihe „Remix" auf. In Kleinformaten reflektiert Baselitz sein Werk wie auch kunsthistorische Traditionen. Formal und technisch innovationsfreudig, bieten die Arbeiten neue Perspektiven.

Information

Ausstellungsdauer
Bis 17. Juli, täglich 10 bis 18 Uhr, Eintritt frei.


Maler der Grafen

Joachim Georg Creuzfelder in der Hirschwirtscheuer

Die Hirschwirtscheuer in Künzelsau feiert einen lange Zeit Vergessenen: Joachim Georg Creuzfelder (1622-1702), Maler der Grafen von Hohenlohe. Creuzfelder, Malersohn aus Nürnberg, verlor mit zehn Jahren den Vater. Auf Vermittlung des Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe-Weikersheim absolvierte er in Schwäbisch Hall eine Malerlehre bei Johann Schreyer. Danach stand er in Diensten der Grafen von Hohenlohe. Über 50 Jahre hatte er seinen Wohnsitz in Pfedelbach und war Hofmaler der dortigen Grafenfamilie.

Creuzfelder war vor allem Porträtmaler. Er begann, kleinformatige Gruppenporträts zu fertigen, bald folgten große Formate. Oft zeigten seine zahlreichen Kinderbildnisse bereits Verstorbene die Kindersterblichkeit war groß zu jener Zeit. Nach dem Dreißigjährigen Krieg rückte er Konfessionsfragen ins Blickfeld und illustrierte den evangelischen Glauben der Hohenlohischen Grafen bei der Neuausstattung einiger Kirchen. Creuzfelder malte Altäre und orientierte sich zwar an Kupferstichen von Peter Paul Rubens, die Altäre aber wurden im Geist des Protestantismus umgestaltet.

Die Ausgestaltung des Saals auf Schloss Kirchberg an der Jagst war sein größter Auftrag. Mit den ursprünglich 20 Gemäldetafeln der Decke, die sich heute auf Schloss Neuenstein befinden, entstand das Hauptwerk Joachim Georg Creuzfelders. cid

Information

Ausstellungsdauer
Bis 22. Oktober, Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen 11 bis 17 Uhr, Eintritt frei.