"Rio Reiser - König von Deutschland": Annäherung an eine Ikone

In zwei Stunden durch das bewegte Leben eines Poet, Rebell, Rockstars

Denis Fischer schlüpft in die Rolle von Musiker und Songschreiber Rio Reiser. Foto: Volker Bergmann

Er war Poet, Rebell, Rockstar, wurde von vielen geliebt und von vielen gehasst, war in den 60er und 70er Jahren Galionsfigur des linken Widerstands. Mit seiner Band Ton Steine Scherben rüttelte Musiker Rio Reiser die Republik auf, anschließend war er auch erfolgreich auf Solopfaden unterwegs, erlangte mit Liedern wie „König von Deutschland“ oder „Junimond“ Kultstatus. Sein musikalischer Einfluss ist bis heute spürbar, reicht von Punk über Schlager bis hin zu Pop-Bands.

Doch wer war dieser Mensch, der mal aufmüpfig, angriffslustig, manchmal aggressiv agierte, oft jedoch auch von Selbstzweifeln geplagt war und auf der immer währenden Suche nach Liebe? „Wir versuchen eine Annäherung an den Menschen und an die Zeit“, sagt Regisseurin Eva Hosemann, die bei den Burgfestspielen in Jagsthausen das Schauspielmusical „Rio Reiser – König von Deutschland“ von Heiner Kondschak aus dem Jahr 2004 inszeniert. Knapp zwei Stunden geht es einmal quer durch das bewegte Leben des in Berlin geborenen, vielschichtigen Musikers, bei dem Biografie und Musik eng miteinander verknüpft sind. Die Gründung von Ton Steine Scherben wird genauso beleuchtet wie der Solokünstler Rio Reiser.

Keine Angst vor Gefühlen

„Ich habe eine sehr enge emotionale Verbindung zu Rio Reiser. Für mich ist er ein Stück meiner Jugend und symbolisiert die erste kritische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft und der Welt“, sagt Hosemann, die als Lieblingslied „Für immer und dich“ nennt. Reisers Texte zeigen seine besondere Art, mit Sprache umzugehen – und keine Scheu vor vermeintlichem Kitsch. „Er hatte keine Angst vor großen Gefühlen“, präzisiert Eva Hosemann. Und schon gar nicht vor politischen und gesellschaftskritischen Botschaften.

„Radios laufen, Platten laufen, Filme laufen, TV’s laufen, Autos kaufen, Häuser kaufen, Möbel kaufen, Eisen kaufen. Wofür? Macht kaputt, was euch kaputt macht, macht kaputt, was euch kaputt macht.“ Der Text des Lieds „Macht kaputt, was euch kaputt macht“ aus der Ton Steine Scherben-Ära fängt die Hoffnung auf ein Leben voller Liebe ein in einer Gesellschaft ohne ökonomische Zwänge und Korruption. „Es hat sich doch bis heute nichts geändert. Natürlich war das damals eine andere Zeit, inzwischen leben wir in einer digitalisierten Welt. Und doch sind Themen und Diskussionen über Wohnraum oder die Schere zwischen Arm und Reich aktueller denn je“, sagt Eva Hosemann, für die der Songschreiber Reiser immer auch das Dilemma des Menschseins im Blick hat. Was das heißt? „Dass man gut sein will, dass man gerecht sein will, dass man aufrichtig sein möchte, dass man Gemeinsamkeit erleben möchte. Und das jedoch oft nicht möglich ist, wenn man in die Welt schaut.“

Die Rolle des Rio Reiser wird bei den Burgfestspielen in Jagsthausen Denis Fischer übernehmen, der seit 1999 als Sänger und Schauspieler in der freien Kunst- und Kultur-Szene arbeitet. Im Jahr 1991, als Fischer 13 Jahre alt war, schleppte ihn sein älterer Bruder, der Chansonnier Tim Fischer, mit in die Schmidt Show auf der Hamburger Reeperbahn. Dort erlebte er Rio Reiser, wie er am Klavier saß und „Halt dich an deiner Liebe fest“ sang. Bis heute ist er für Denis Fischer der beste deutschsprachige Texter. Und: „Rio Reiser hat nicht in Schranken gedacht.“

Information

„Rio Reiser – König von Deutschland“
Von Heiner Kondschak
Regie: Eva Hosemann
Mit Denis Fischer, Eva Hoppe, Marianna McAven und Björn Luithardt
Premiere: 29. Juni, 20.30 Uhr