Wann Sie mit einem Hörsturz zum Arzt sollten

Wer plötzlich einen „Druck im Ohr hat oder etwa Geräusche verändert wahrnimmt, könnte „einen Hörsturz haben. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Ein schwacher Hörverlust, ein Druckgefühl im Ohr oder sogar eine verzerrte Wahrnehmung von Geräuschen – das sind häufige Symptome für einen Hörsturz. Auch Schwindel, ein pelziges Gefühl um die Ohrmuschel oder ein überempfindliches Hörempfinden können darauf hindeuten. Meist kommt er plötzlich und ohne Vorwarnung.

Was sollten Sie dann tun?

„Wie bei den meisten anderen Krankheiten hilft auch bei einem Hörsturz viel Ruhe und Entspannung, um den Körper so wenig wie möglich zusätzlich zu belasten“, rät Professor Götz Lehnerdt, HNO-Arzt am Petrus-Krankenhaus Wuppertal. Handelt es sich um einen schweren Hörverlust, sollte man umgehend einen HNO-Arzt aufsuchen. Er kann mögliche Vorerkrankungen abklären - und entsprechende Untersuchungen durchführen. Bei einem sehr leichten Hörsturz sei es durchaus möglich, ein bis zwei Tage abzuwarten. In den meisten Fällen kommt das Hörvermögen innerhalb eines Tages von allein wieder zurück – und die Symptome klingen ab. Sollte sich die Lage nicht verbessern, sollte man den HNO-Arzt aufsuchen.

Was sind die Ursachen?

Die genauen Ursachen für einen Hörsturz sind noch nicht abschließend geklärt. Experten vermuten einen Zusammenhang mit dem Herz-Kreislauf-System und mit Durchblutungsstörungen im Innenohr. Stoffwechselstörungen und Vorerkrankungen wie Virusinfekte, Diabetes, Thrombosen, Embolien oder Gefäßkrämpfe können mögliche Ursachen sein. Auch Stress und Lärm stehen im Verdacht, möglicherweise einen Hörsturz auszulösen. Dabei gehe es nicht nur um einen gehörschädigenden Lärmpegel, erklärt Lehnerdt, Chefarzt für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Als Beispiel nennt Professor Lehnerdt Verkehrslärm: „Schall wirkt auf den gesamten Organismus, wodurch körperliche Stressreaktionen ausgelöst werden“, so der HNO-Arzt.

Was passiert dann im Körper? 

„Der Körper schüttet aufgrund der Unruhe vermehrt Stresshormone aus.“ Die Folge: Blutdruck und Herzfrequenz verändern sich. „Dies wiederum kann die Durchblutung im Innenohr maßgeblich beeinflussen.“ Dabei ist ein Hörsturz gar nicht so selten. dpa


Reizhusten: Unterschiedliche Gründe

Auffallend viele Menschen leiden aktuell unter hartnäckigen Halsschmerzen in Kombination mit Schnupfen. Sind das einfach normale Erkältungen oder bleiben Omikron-Covid-Infektionen, für die diese Symptome auch typisch sind, womöglich oft unentdeckt? Der Schwaigerner Arzt Ulrich Enzel schätzt das ein.

Ist Ihnen die Häufung von Erkältungssymptomen in der Bevölkerung auch schon aufgefallen?

Ulrich Enzel: Mir fallen diese Symptome in meinem Umfeld auch auf. Ich unterrichte Auszubildende in Gesundheitsberufen an einer Heilbronner Schule. Aktuell höre ich im Unterricht viel Reizhusten, sehe laufende Nasen, bekomme Halsschmerzen berichtet. Ich selbst habe auch massiv und anhaltend Beschwerden, ich bin aber auch ausgeprägter Allergiker. Wenn nachts die „Allergie-Nase“ dicht ist, macht das morgens Halsschmerzen und Hustenreiz, schon durch das Austrocknen der Mund-Rachen-Schleimhäute über Nacht.

Sie meinen, es handelt sich eher um allergische Reaktionen?

Enzel: Pollen können solche Symptomatiken erklären. Sie wirken spezifisch, aber auch unspezifisch als Staub- oder Reizstoff. Hinzu kommen durch den häufigen heftigen Wind noch Stäube aus dem Straßenverkehr, der Feldarbeit und so weiter. Zudem belastet im Sommer verstärkt der Reizstoff Ozon unsere Atemwegs-Schleimhäute. Wir haben außerdem einen nachgewiesenen „Nachholeffekt“ bei Infekten dadurch, dass viele Menschen jetzt keine Maske mehr tragen. Influenza, aber auch andere Atemwegs-Viren haben da leichtes Spiel.

Die Infektionszahlen steigen aktuell wieder rasch. Wie wahrscheinlich ist es, dass Omikron-Infektionen trotz Testung unentdeckt bleiben?

Enzel: Die Tests, die derzeit auf dem Markt sind, scheinen mit hoher Sicherheit auch die Omikron-Mutanten nachzuweisen. Aber gewiss hinterlässt eine Covid-Infektion, die sicher sehr häufig unbemerkt abläuft und gar nicht zu einem Test Anlass gibt, eine unspezifische Schleimhaut-Hyperreagibilität, also heftige Reaktionen im Bereich der Schleimhäute. vbs