Oben schweißnass und unten trocken

Hormonersatztherapie, Silberkerze oder Sport - Was gegen Hitzewallungen, Scheidentrockenheit und andere Beschwerden der Wechseljahre hilft

Drei Phasen

Wechseljahre, im Fachjargon Klimakterium genannt, bezeichnen den Zeitraum der hormonellen Umstellung am Ende der fruchtbaren Lebensphase der Frau. Er ist unterteilt in drei Abschnitte: zunächst die Perimenopause kurz vor dem Ausbleiben der Monatsblutung, gefolgt von der Menopause. Das ist der Zeitpunkt der letzten Menstruation, der mindestens zwölf Monate lang keine Blutung folgt. Daran schließt sich die Postmenopause an.

Alternative Verfahren

Akupunktur kann einen positiven Effekt auf Wechseljahresbeschwerden haben. Empfohlen werden auch Übungen wie Yoga, Qigong, autogenes Training und andere Entspannungsverfahren, die helfen sollen, seelisch und körperlich im Gleichgewicht zu bleiben.

Nah am Wasser gebaut neuerdings? Morgens um drei oder vier plötzlich hellwach, obwohl Schlafprobleme bislang kein Thema waren? Am Kinn sprießt unvermittelt ein Hexenhaar oder gar zwei? Spätestens mit der ersten Hitzewelle wird den betroffenen Frauen klar: Die Wechseljahre sind da. Die gute Nachricht: Sie werden danach keine Probleme mehr haben mit Prämenstruellem Syndrom, mit regelmäßig wiederkehrenden Unterleibskrämpfen, eingebluteter Wäsche oder Verhütung. Sie können spontan Sex haben und müssen keine Tampons mehr kaufen.

Viele Frauen empfinden die Wechseljahre deshalb als befreiend. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt: Die Kinder verlassen das Haus, die persönliche Unabhängigkeit wächst. Mit der Hormonumstellung gehen sie ganz anders um als ihre Mütter: nämlich lebensbejahend, aktiv und ohne falsche Scham. Und letztlich geht ja alles nur seinen natürlichen Gang - es ist deshalb auch nicht peinlich, sich im Büro ansatzlos die Strickjacke vom Leib und die Fenster aufzureißen.

Im Alter von 52 Jahren hat die Hälfte der Frauen hierzulande ihre letzte Regelblutung. Und etwa die Hälfte der Frauen kommt ohne oder mit nur leichten Beschwerden durch die Wechseljahre. Die anderen aber können die obige Schilderung nicht nachvollziehen. Denn das ist die schlechte Nachricht: Etwa ein Drittel der Frauen hat unter schweren Beschwerden zu leiden, die ihre Lebensqualität stark beeinträchtigen.

Verstehen, was los ist

,,Das ist wirklich ein heißes Thema - nicht nur, weil die Hitzewallungen als Kardinalsymptom gelten", sagt Dr. Katrin Schaudig. Die Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe mit Schwerpunkt gynäkologische Endokrinologie ist Vorstand der Deutschen Menopause Gesellschaft und kennt viele Leidensgeschichten aus der eigenen Praxis. Zum Auftakt der Deutschen Hormonwoche vom 24. September bis 1. Oktober macht sie bei einer Online-Pressekonferenz den Betroffenen aber auch Mut. ,,Die Frauen müssen verstehen, was da passiert", betont Schaudig. „Wenn sie verstehen, was mit ihnen los ist, ist vie les leichter."

Schuld sind die Hormone. Die wichtigsten sind die Östrogene und das Progesteron, aber auch Androgene wie das Testosteron. Sie steuern den weiblichen Zyklus, der in den Eierstöcken monatlich eine Eizelle in den Eibläschen, den sogenannten Follikeln, reifen lässt. Kommt es zu keiner Schwangerschaft, setzt etwa alle vier Wochen die Menstruationsblutung ein, um vorsorglich aufgebaute Gebärmutterschleimhaut und Ei auszutreiben. Von Geburt an ist individuell festgelegt, wie viele Follikel eine Frau hat - also auch, wie oft sie in ihrem Leben einen Einsprung haben kann. Sind die Follikel verbraucht, ändert sich der hormonelle Regelkreis, bis schließlich die Monatsblutung ausbleibt und der Körper die Östrogenproduktion einstellt.

Das kann Folgen haben. Die häufigsten Symptome der Wechseljahre sind laut der großen amerikanischen Swan-Studie die sprichwörtlichen Schweißausbrüche und Hitzewallungen, die im Durchschnitt 7,4 Jahre anhalten. Stimmungsschwankungen, Ängste, Schlafstörungen und Herzklopfen können auftreten, außerdem Rücken- und Gelenkbeschwerden.

Betroffene schämen sich

Tabubelastet sind sexuelle Unlust und Probleme im Intimbereich: Die Scheidenhaut wird dünner und trockener, sie verliert an Elastizität. Die äußerliche Vulva kann unempfindlicher für Berührungen werden, es kann brennen und jucken. Manche Frauen empfinden Geschlechtsverkehr als schmerzhaft. ,,Die Patientinnen schämen sich, das Thema anzusprechen", sagt die Schaudig. ,,Das muss man proaktiv angehen."

Die individuelle Ausprägung der Symptome ist verschieden - entsprechend individuell sollte die Therapieentscheidung sein, sagt die Fachärztin, die keinen Hehl daraus macht, eine Verfechterin der Hormonersatztherapie (HET) zu sein: ,,Die Hormone sind viel besser als ihr Ruf." Viele Frauen hätten aber Angst vor Risiken - etwa an Brustkrebs zu erkranken oder einen Schlaganfall zu erleiden. Dies beziehe sich vor allem auf die 2003 publizierte Woman's Health Initiative Study (WHI-Studie). Die damals errechneten Risiken seien jedoch nach WHO-Definition als „seltene Nebenwirkungen" einzustufen gewesen. Hinzu komme, dass Ärztinnen und Ärzte heute auf neue, moderne Hormonpräparate zugreifen können. Thrombosen und Embolien ,,können fast umgangen werden", das Brustkrebs-Risiko sei ,,überschaubar", so Schaudig: „Es hat Jahre gedauert und eine Fülle von Daten gebraucht, bis man zu dem Schluss kam, dass heutzutage für die meisten Frauen die Vorteile einer HET die Risiken überwiegen."

Wichtig sei, die Vorsorgeuntersuchungen wahrzunehmen. Darüber hinaus empfiehlt die Expertin regelmäßige Ultraschall-Untersuchungen der Brust. Das ist eine Igel-Leistung, die Patientinnen selbst bezahlen müssen. Es gibt aber auch Ausschlusskriterien, etwa eine vorangegangene Brustkrebserkrankung. Und entschieden warnt die Gynäkologin davor, die Testosterontherapie „auf alle Frauen anzuwenden, die keine Lust haben". Da müsse man sehr vorsichtig sein - denn sexuelle Lust oder Unlust kann viele Ursachen haben.

Neben der Ganzkörper-Hormontherapie gibt es auch lokale Hormontherapien als Dauertherapie. Bei Scheidentrockenheit beispielsweise können östrogenhaltige Cremes, Tabletten oder Zäpfchen helfen. In die Vagina kann ein Ring eingeführt werden, der über drei Monate hinweg geringe Mengen Östrogen abgibt. Weil die lokale Hormontherapie praktisch ausschließlich vor Ort wirkt, sei nicht mit einem Effekt auf den Gesamtkörper zu rechnen.

Pflege im Intimbereich

Wer auf Hormone verzichten wolle, könne beispielsweise Cremes mit Hyaluronsäure und Gele für die Scheide sowie fetthaltige Pflegecremes für die Vulva anwenden. Und auch für die Wechseljahre gilt: Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung und viel Bewegung hilft, besser durch diese Zeit zu kommen. Frauen sollten außerdem mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt über Alternativen aus der Pflanzenheilkunde sprechen. Mönchspfeffer beispielsweise wird bei Prämenstruellem Syndrom und Beschwerden vor Einsetzen der Menstruationsblutung eingesetzt, Traubensilberkerzenextrakt bei Hitzewallungen. Salbei reduziert die Schweißbildung und Lavendel beruhigt die Nerven und fördert den gesunden Schlaf. Präparate in Arzneimittelqualität gibt es in der Apotheke.

Auch Pflanzen bilden übrigens Östrogene: Am bekanntesten ist das in Soja enthaltene Isoflavon, das bei Hitzewallungen sehr wirksam sein kann. Langzeitstudien gibt es jedoch nicht, und in Zusammenhang mit hormonsensiblem Brustkrebs ist die Anwendung mindestens umstritten.

Text von unserer Redakteurin Renate Dilchert


Entzündungen der Zahnwurzel können gefährlich werden

Entzündet sich das Zahnmark, ist eine Wurzelbehandlung oft die letzte Chance, den Zahn zu retten. Aufschieben sollte man sie nicht. Wer denkt, das Schlimmste schon hinter sich zu haben, wird hier oft schmerzhaft enttäuscht: Klingen bei einer Zahnwurzelentzündung die pochenden Schmerzen erstmal ab, ist das ein Warnsignal. Es kann bedeuten, dass bereits der Nerv im Inneren des Zahns betroffen ist.

Den Zahnarztbesuch sollte man dann nicht mehr aufschieben. „Irgendwann betrifft die Entzündung dann das umliegende Gewebe, sprich den Bereich um die Wurzelspitze herum, und unter Umständen auch den Knochen sowie das Weichgewebe", so Professor Christian Gernhardt, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie und zahnärztliche Traumatologie (DGET).

Das führt langfristig zu Eiteransammlungen und zur berühmten dicken Backe. Im schlimmsten Fall drohen neben Fieber auch Schluckbeschwerden bis hin zur Atemnot.

Erste Anzeichen für eine Zahnwurzelentzündung sind neben Schmerzen übrigens das Gefühl, der Zahn sei etwas gelockert oder erhöht.

Soll er gerettet werden, kommen Betroffene um eine Zahnwurzelbehandlung meist nicht herum. Die Entzündung lässt sich aber meist verhindern: durch gute Zahnhygiene und regelmäßige Kontrollen beim Zahnarzt. Denn die häufigste Ursache für die Entzündung des Zahninneren ist unbehandelter Karies. dpa